Nachtsicht mit dem Android Handy

Es gibt ja eine Menge Apps, die eine Art Fake-Nachtsicht bieten, dabei wird aber eigentlich nur die Helligkeit bis Anschlag hoch gedreht. Doch mit ein bisschen Gebastel lässt sich am Handy auch eine echte Nachtsicht mit Infrarotbeleuchtung realisieren. Denn die in jedem Handy verbaute CMOS Kamera ist nicht nur in dem vom menschlichen Auge sichtbaren Lichtspektrum empfindlich, sondern auch im Infrarotbereich (jenseits der 780nm Wellenlänge). Das kann man ganz einfach testen, indem man die Kamera App öffnet und eine Fernbedienung mit gedrückter Taste vor die Linse hält. In der Vorschau sieht man dann ein violettes Licht leuchten. Dieses Prinzip nutzen übrigens auch viele Überwachungskameras, jedoch lassen sich mit Infrarotlicht nur schwarz/weisse Aufnahmen machen.

Der Mikro USB Anschluss am Android Handy ist nicht nur zum Laden da. Man kann damit auch USB Geräte, wie z.B. einen USB Stick betreiben. Diese Funktion nennt sich USB OTG (USB on the go) und bedeutet, dass das Handy auch als USB Host und nicht nur als Slave fungieren kann.
  Handy (Slave) –> PC (Host)
  USB Gerät (Slave) –> Handy (Host)
Ist ja klar, dass jeweils der Host für das USB Gerät auch eine Spannungsversorgung von 5V bereitstellen muss. Das Handy ist standardmäßig im Slave-Modus und da der Mikro USB Stecker einen Pin mehr hat, als der 4-polige standard USB Stecker, kann man es in den Host Modus versetzen, indem man den 4. Der 5 Pins auf Masse setzt. Dann hat man eine Spannung von 5V, die man zur Versorgung einer Schaltung verwenden kann. Soviel zur Theorie…

Man besorge sich einen Mikro USB Stecker und lege die Pins auf der Anschlussseite frei. Dann brauchen wir noch 6 Infrarot LEDs, die man in jedem Elektronikladen bekommt. Ich habe dazu einen günstigen Adapterstecker genommen und 6x 940nm IR-LEDs mit 190mA bei 1,5V. Davon schalte ich 2 mal 3 Stück in Reihe, und komme so auf 380mA bei 4,8V (siehe Schaltplan). Also brauchen wir noch einen Vorwiderstand von 1 Ohm, der die überschüssigen 0,2V verbrät. Laut USB 2.0 Spezifikation darf ein Verbraucher bis 500mA ziehen, das ist also noch im Rahmen. Parallel dazu habe ich noch eine rote low-currend LED geschaltet, damit ich einen Indikator für den Betrieb habe. Man sieht ja nicht, ob die IR-LEDs nun wirklich leuchten. Optional kann man dann noch einen Schalter einbauen. Ich habe dann alles schön klein zusammengelötet und in Kunstharz gegossen. Nicht schön, aber zweckmäßig 🙂 Ein sauberes Gehäuse ist natürlich besser.

Mit eingeschalteten LEDs kann man nun auch im Stockfinsteren Bilder schießen, ganz ohne Restlicht! Da Infrarot direkt neben dem Rotlicht liegt, wird das empfangene Licht von der Kamera als violett oder rosa interpretiert. Je nach Funktion der Kamera App kann man nun auf schwarz/weiss oder schwarz/grün umschalten, wie man es von Nachtsichtgeräten kennt. An dieser Stelle sei auch gesagt, dass man das Ganze natürlich auch mit normalen, weißen LEDs bauen kann, falls man eine Unterstützung zum eingebauten Kameralicht brauchen sollte.  Nachtbilder als Beispiel willkommen!

 

 

 



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10 Kommentare

1.  Jason schrieb am 08. Februar 2013 um 15:59

Wow die Idee finde ich genial.

2.  albert schrieb am 22. Februar 2013 um 12:36

und warum photographierst du als erstes ein klo? irgendwie etwas… stalkermäßig, oder? 😀

3.  Nico schrieb am 10. März 2013 um 13:38

Ein Klo?? XD LoL, nein, das ist eine Dose in einem Regal. Du hast echt Fantasie 😉

4.  Phil schrieb am 20. September 2013 um 19:49

Super Projekt!
Weißt du zufällig auch wie viel Strom man aus dem Anschluss ziehen kann?

5.  Nico schrieb am 21. September 2013 um 12:15

Ähm, steht doch oben: „Laut USB 2.0 Spezifikation darf ein Verbraucher bis 500mA ziehen“.

6.  Dida schrieb am 26. Februar 2014 um 19:19

Das heißt ohne rote LED funktioniert es nicht?

7.  Nico schrieb am 26. Februar 2014 um 20:24

Nein, die rote LED ist optional. Deswegen hat sie ja auch einen eigenen Vorwiderstand.

8.  Dida schrieb am 26. Februar 2014 um 21:30

okay keinen plan wiso ich dies überhaupst gefragt habe ist ja irgendwie logisch xD

hast du erfahrung mit welchen handykameras es funktioniert bzw spezielle app?

denn auf meinem Nexus5 mit standart kamera app funktioniert es nicht :/

9.  Nico schrieb am 26. Februar 2014 um 23:57

Das kann schon sein, dass es beim Nexus nicht geht. Das ist abhängig vom IR-Filter, den der Hersteller verbaut hat. Ein klein wenig Infrarot sollte aber bei jeder Kamera durch gehen. Das hat mit dem App aber nichts zu tun.

10.  richirich schrieb am 10. März 2017 um 19:35

Du hast geile Ideen …..

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