G5 Mac Pro Mod – Gehäuseumbau auf Pc

Der G5 hat wohl das schönste und zugleich schlichteste Gehäuse, dass ich je gesehen habe. Obwohl, oder gerade weil es so reduziert, besticht es durch seine zeitlose Eleganz. Kurzum: Nico hat sich verliebt und will auch eins haben 🙂
Das Objekt der Begierde

Hier und da habe ich bereits eine derartige Anleitung im Netz gefunden, jedoch entweder sehr stümperhaft/zerstörerisch in der Umsetzung, oder ziemlich provisorisch zusammengeklatscht. Ich wollte die Originaloptik um jeden Preis erhalten, was mich an manchen Stellen mehr Zeit und Nerven kostete. Ich verzichtete sogar auf mein 3,5″ Diskettenlaufwerk (ok, sowieso ausgestorben, nicht weiter tragisch) und meinem zweiten, preisgekrönten Audio-CD-Brenner Yamaha CRW F1 (Schnüff, machs gut…). Für Schönheit muss man nun mal Opfer bringen. À propos Opfer, der Preis eines einzelnen, leeren Gehäuses bei Ebay ist auch nicht gerade billig. Dafür wartet dieses Appleprodukt mit einer fast unzerstörbaren Qualität auf, die ich bei meinem iPod allerdings schmerzlichst vermisse.

Netzteil in oberer Ebene

Das Gehäuse selbst besteht aus 2 Ebenen: 1. eine schmale obere, die ich für DVD und Netzteil genutzt habe, und 2. eine große untere, in der ich die restlichen Komponenten unterbringen musste. Seit Einführung der Intel basierten Power-Macs, gibt es auch neuere, fast identische Gehäuse. Neben dem neuen Namen „Mac Pro“ unterscheiden sie sich hauptsächlich dadurch, dass die obere Ebene nun größer ist und Platz für 2 Laufwerke bietet (von außen also an den 2 Blenden zu erkennen). Dafür wird dann natürlich der Platz fürs Mainboard beschnitten, was die Sache evtl. unmöglich machen könnte. Wer so ein Gehäuse sein Eigen nennt, kann ja mal ausmessen, vielleicht passt doch noch ein Micro ATX hinein. Diese Anleitung handelt jedoch vom G5 Gehäuse, also zurück zum Thema.

Zuerst mal alles raus, damit man sieht, wie viel Platz bleibt. Die Trennwand zwischen den zwei Ebenen habe ich während der Bastelphase ebenfalls entfernt. Dafür müssen die drei Verriegelungsbolzen von hinten ausgeclipst (siehe Foto) und dann noch die 6 Torxschrauben von unten gelöst werden. Nachdem der Splint am Verriegelungshebel des Gehäuses herausgezogen wurde, lässt sich dann endlich die Trennwand nach vorne abziehen.

Trennwand mit Markierungen

Ich habe dann probehalber ein Netzteil hineingelegt und die Trennwand provisorisch wieder aufgesetzt. Dann von unten die Außenlinie des Lüfters anzeichnen (genug Rand lassen, damit das Netzteil aufliegen kann) und aussägen. Ich habe für die grobe Arbeit eine Flex mit dünner Trennscheibe genommen und hinterher die Kanten mit einem Dremel und Fächerschleifer glatt geschliffen. Vorher die Trennwand natürlich wieder aus dem Gehäuse entfernen, dann gehts leichter :-).

Dies ist meiner Meinung nach der einzige Platz, um das Netzteil unterzubringen. Die Höhe passt auf den Millimeter genau, lediglich der Boden muss etwas ausgesägt werden, damit der Lüfter frei arbeiten kann. Dank der Lochblechoptik des Gehäuses und der physikalischen Eigenschaft heißer Luft immer den höchsten Punkt anzustreben, wird keine Komponente den Hitzetod sterben.

Nun geht es ans Eingemachte: Das Mainboard. Für das Einpassen der Teile habe ich ein olles ATX-Board genommen, was hier noch in der Ecke rumflog. Das war sehr hilfreich, denn man kann es, ohne Angst um Beschädigungen zu haben, zum Einpassen immer wieder rein und rausbauen. Außerdem muss man während der Umbauarbeiten nicht auf seinen Rechner verzichten :-).

Mainboardschlitten

Ich habe mir aus einem alten PC-Gehäuse dann den Mainboardschlitten entwendet. Das ist eine Art herausziehbare Grundplatte, auf die das Mainboard mitsamt den Karten geschraubt wird. Das ist denke ich die sauberste Methode, da alle Haltepunkte korrekt auf ein Mainboard passen, das wäre nur sehr schwer selbst anzufertigen. Der Nachteil ist, ich musste sehr viel an der Rückwand des G5-Gehäuses heraussägen. Dafür sieht dann aber auch auf der Rückseite alles schön sauber und geordnet aus. Das Board wird übrigens um 180° gedreht eingebaut, da das G5-Gehäuse die Öffnung auf der rechten Seite hat. Das ist nicht weiter tragisch, nur ungewohnt im Anblick. Es sei denn, man besitzt ein Board mit Heatpipe als Chipsatzkühlung! Dann ist vom Einsatz dringend abzuraten, denn eine Heatpipe transportiert die Hitze mit Hilfe der Schwerkraft ab. Dreht man also die Bedingungen um, könnte das zum Hitzestau führen und vielleicht sogar den Chipsatz killen.

Gehäuse mit Schlitten

Bevor es los geht, müssen aber noch ein Teil der Stehbolzen entfernt werden. Davon gibt es zwei verschiedene Sorten: 1. kleine, kurze mit Gewinde – Die brauchen wir! Und 2. große, lange mit einem Kugelkopf, die können getrost entfernt werden. Dazu einfach mit der Zange packen und mit wenig Kraftaufwand hin und her biegen.

Ich habe dann den Mainboardschlitten (mit montiertem Mainboard und einer Karte, sonst verziehen sich die Abstände!) in das G5-Gehäuse hineingelegt und die an die Gehäuserückwand anliegenden Kanten von außen angezeichnet. Außen deshalb, weil dort das Sägen leichter fällt. Man kann durch die vielen kleinen Löcher ja alles gut sehen. Nach dem Sägen und Entgraten habe ich rund um den Rahmen des Schlittens Löcher gebohrt und dann vernietet, alternativ geht natürlich auch schrauben.

Rückansicht

Die Grundplatte vom Schlitten liegt nun auf den restlichen Gewindebolzen auf und kann hier auch verschraubt werden. Danach sitzt das Mainboard bombenfest und sauber im Gehäuse.

Festplattenrahmen

Ok, was muss noch befestigt werden? Ach ja, die Festplatte(n). Ich fand den G5 Festplattenhalter der mal da saß, wo jetzt das Netzteil ist so innovativ, dass ich ihn auch unbedingt recyceln wollte. Dort werden 2x 3,5 Zoll Festplatten hineingeschoben und dann mit einem Hebel verriegelt. Vorher muss man nur die normalen 4 Befestigungsschrauben links und rechts in die Festplatte drehen, diese rutschen dann in die Schiene.

Den einzigen Platz dafür sah ich noch im vorderen Teil des Gehäuses, leicht angehoben durch einen Abstandshalter aus Blech, damit man wegen der Vertiefung noch die Platten einschieben kann. Den Abstandshalter habe ich aus dem Festplattenhalter des alten PC-Schlachtgehäuses gebaut und mit ein bisschen Gummi zur Geräuschdämmung am Boden verschraubt. Da ich 4 Festplatten benutze, habe ich davor noch einen Zusatzlüfter gebastelt, der die heiße Luft direkt nach vorne hinaus bläst.

Das DVD Laufwerk ist der einfachste Part bei der Geschichte. Man kann es direkt oben von innen hineinlegen und von unten verschrauben, denn dieser Platz ist ja für ein standard 5,25 Zoll Laufwerk gebaut. Bei einigen Laufwerken muss man allerdings die Frontblende abclipsen, sonst klemmt die Alumechanik vom Gehäuse. Einfach mal ausprobieren.

Steckerbelegung

Zuletzt wäre da noch die Elektrik an der Frontblende anzupassen. Ich habe mir schon die Mühe gemacht und alles ausgemessen, sodass ihr nur noch den Stecker umbasteln müsst. Ich bin noch etwas weiter gegangen und habe in das Loch für den Kopfhörer (brauch ich net) eine Reset-Taste eingebaut und um den Abstand dieser Taste eine rote LED, die mir die Festplattenaktivität anzeigt.

Firewire und USB habe ich im Inneren mit Steckern versehen, sodass ich sie einfach wie eine Art Verlängerungskabel anstecken kann. Die meisten Firewirekarten (ich habs nicht serienmäßig auf dem Board und musste es nachrüsten) haben auch innen einen Port.

Den schwarzen Apple-Stecker habe ich abgeknipst und dann die passenden Flachstecker aus dem PC-Schlachtgehäuse drangelötet. Nebenstehend nun die Tabelle für die Kabelbelegung. Die Perspektive ist jeweils die, wenn man in die weibliche Seite der Stecker schaut. ABC sind die Kontakte des Powerschalters und mit der weißen Power-LED zusammengeschaltet, deswegen dreipolig.

Fertig!und von hinten

Joah…gut… Das sollte es soweit sein. Wenn alles geklappt hat, sollte es so oder so ähnlich wie bei mir aussehen. Sorry, aber ich lege keinen Wert auf geordnete Kabel 😉



Haftungsausschluss: Ich übernehme keinerlei Verantwortung für auftretende Schäden oder Folgeschäden bei der Anwendung und Nutzung meiner Anleitungen. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Außerdem obliegt jedem Leser die Prüfung der rechtlichen Zulassung in seinem Land, das gilt insbesondere für TÜV-Freigaben von baulichen Veränderungen an Fahrzeugen und Einbau von Zubehör. Meine Artikel sind nichts weiter als eine Art Machbarkeitsstudie zu verstehen. Jeder Leser hat vorher selbst die Durchführbarkeit zu überprüfen.



15 Kommentare

1.  Oliver Solt schrieb am 14. Januar 2010 um 10:24

Hast du den rechner noch??? wäre interessiert!!!

2.  Tarjono schrieb am 10. August 2010 um 10:57

Hi,

Ich hab da ne Frage wegen die ABC pins…welche ist denn für was? 😀

Danke

3.  Nico schrieb am 10. August 2010 um 13:32

Öhm… Na so wie auf dem Bild rechts oben. Das ist die Ansicht wenn man auf den Stecker guckt. Kanns aber auch nimmer ganz nachvollziehen, weil ich das Gehäuse nicht mehr hier hab. Einfach mit dem Multimeter den Schalter ausmessen, der andere Pin ist dann für die LED.

4.  Tarjono schrieb am 12. August 2010 um 11:20

B ist dann die geteile Masse?

5.  Nico schrieb am 12. August 2010 um 12:20

Kann sein. Wie gesagt, ich kann es nicht mehr nachvollziehen.
Probiere es einfach aus: Strom für die LED mit 2,8V testen, wenns leuchtet -> richtig, wenns nicht leuchtet -> falsch. Du kannst nichts kaputt machen wenn du 2,8V nimmst, eine Diode sperrt bei Verpolung.

6.  Maexx schrieb am 21. März 2011 um 22:53

Hallo Nico,

frage zur elektrik. Du hast apple schalter abgeknipst und quasi dann usb zu einem zusammen gefasst und mit einem neuen Anschluss versehen??
Würden Sie mir es gegen Geld umbbauen?

7.  Nico schrieb am 22. März 2011 um 00:33

Servus! Äh… Appleschalter abgeknipst? Und wieso zusammengefasst? Also die kleine Frontplatine ist mit einem einzigen großen applespezifischen Stecker am Motherboard aufgesteckt. Diesen Stecker muss man aufdröseln und an die entsprechenden Kabel standardkonforme Stecker (wie z.B. USB) anlöten. Ist es ein Mac Pro oder G5? Der Pro hat vorne nämlich 2x USB und mein gezeigtes Layout bezieht sich auf den G5.

8.  volkan schrieb am 15. Mai 2012 um 21:01

ist ganz cool deine Anleitung hier 🙂
ich habe hier auch einen stehen der schon fertig ist jedoch habe ich das Netzteil da wo bei dir die Festplatten sind und die Festplatten da wo sie sonst auch gewesen wären. hab auch nicht so wie du hinten das teil aufgeschnitten, sondern das mainboard tray etwas versetzt im Gehäuse da ich es nicht von außen schneiden wollte.

aber deine Anleitung war auf jeden fall meine Grundlage. In diesem Sinne ein Riesen Dankeschön.

9.  Nico schrieb am 20. Mai 2012 um 16:13

Hey Volkan! Freut mich 🙂 Schick doch mal Bilder, würde mich interessieren. Viele Grüße

10.  Hendrik Fetzer schrieb am 11. August 2012 um 13:07

meld dich mal bitte bei mir ich würde dich gern für einen solchen umbau bezahlen

gruß hendrik

11.  Nico schrieb am 13. August 2012 um 20:17

Hallo Hendrik, danke für das Angebot, aber ich habe nicht mehr die Zeit für solch einen „Hardcore-Umbau“. Du kriegst das aber auch bestimmt selbst hin. Wenns klemmt helf ich dir gern. Viele Grüße

12.  Daniel schrieb am 28. Oktober 2012 um 03:02

Hallo!
Ich habe irgendwie Probleme damit, den Power- Button richtig zu verbinden. Ich brauche nur die LED sowie besagten Button, da ich Front- USB und FireWire nicht benötige.
Über Hilfe per Mail wäre ich sehr dankbar 🙂

13.  Dedra schrieb am 06. November 2013 um 08:35

Ich denke, fallls alle web Eigentümer und Blogger sso einen super Inhalt wie du in das
web stellen würden, gaebe es soo viel mehr nuetzliches zu finden.

14.  Nico schrieb am 06. November 2013 um 15:38

Dankeschön! 😀

15.  Jott Haa schrieb am 09. Februar 2014 um 22:03

Sehr hilfreich und nachvollziehbar erklärt.

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