Drosselklappenansteller reparieren

Ja, das Ding kann man reparieren. Bei einem Neupreis von 206 Euro sollte man das auch in Erwägung ziehen. Beim PN Motor mit Pierburg 2EE Vergaser geht das Teil sehr sehr gerne kaputt. Das ist auch der Grund, weshalb sogar bei Ebay noch Apothekenpreise dafür gezahlt werden. Gebraucht wohlgemerkt! Diese Anleitung kann analog auch für andere Autos angewendet werden. Denn Pierburg versorgt nicht nur VW mit Teilen. Viele Audi, Mercedes-Benz und Porsche (nicht Boxer) Fahrzeuge haben den selben Drosselklappenansteller verbaut. Lediglich der Anschluss zur Motorelektronik variiert.

Es besteht im Grunde nur aus einem Potentiometer, um der Motorelektronik die Stellung des Gaszugs mitzuteilen, und zwei Magnetventile, um per Unterdruck die Drehzahl zu beeinflussen. Und zuletzt noch einer ganzen Menge von Dichtungen. Und DIE sind das Problem! Durch die Unterdruckschläuche läuft bei einem unsauber eingestelltem Vergaser auch eine ganze Menge Siffe, Öl und sogar unverbranntes Benzin. Wer also ein bisschen Zeit hat, kann den Ansteller einfach öffnen, säubern und damit aufbereiten. Ich habe hier mein Vorgehen dabei dokumentiert. Das nun aufbereitete Teil läuft bis heute in meinem Golf fehlerfrei und zuverlässiger als das Austauschteil vom Schrott.

Drosselklappe 1Let’s begin: Zuerst das Gehäuse äußerlich von Dreck und Öl befreien, denn wir wollen keine Verunreinigungen ins Innere tragen. Dann müssen die beiden Blechdeckel weg. Der Runde an der Glocke muss mit viel Kraft und Geduld an den Seiten aufgebogen werden. Ich habe dazu eine Zange für Tiffani-Glas benutzt. Eine normale Kombizange tut es allerdings auch. Hat man es endlich geschafft, und kann die Glocke ein paar Millimeter wegziehen, muss man den Sicherungsring aussen an der Stehwelle zum Gaszug abziehen. Das entlastet die darunterliegende Gummidichtung. Wenn man dann die Blechglocke komplett entfernt hat, kann man darunter einen zweiten Stehbolzen entdecken. Ebenfalls mit Sicherungsring. Nun zum zweiten Blechdeckel. Der eckige am Boden geht sehr leicht, da er nur an den eingeritzten Stellen festgepresst ist. Schraubenzieher drunter, und weghebeln. Dabei gilt natürlich, nicht zu sehr verbiegen!! Darunter findet man noch eine Passgenaue Gummidichtung mit 3 Löchern. Sauber machen und aufheben. Nun habt ihr schon Einblick auf das Innenleben und die Magnetventile links und rechts, jeweils in getrennten Kammern. In der Mitte sieht man das Potentiometer.

Jetzt sollte man erstmal die beiden Magnetventile durchmessen, ob sich überhaupt eine Aufbereitung lohnt. Denn für die gibt es keinen Ersatz! Entweder mit einem Multimeter an den jeweils äusseren beiden Kontakten den Widerstand messen, oder 12 Volt Spannung anlegen und auf ein „Klackern“ warten. Wenn beide heftig klackern, ist alles in Ordnung. Diesen Test kann man aber auch schon vor dem Zerlegen machen.

Drosselklappe 2Nun kann man den Sicherungsring des zweiten Stehbolzens unter der Glockendichtung abziehen, und vorsichtig das Potentiometer zwischen den beiden Magnetventilen auf der anderen Seite heraus ziehen. Vorsichtig!! Daran befinden sich zwei empfindliche Messingfahnen mit kleinen Schleifdrähten.

Alles vorsichtig mit etwas Spiritus und einem Wattestäbchen reinigen. Diese Utensilien sollte man sich vorher schon zurecht legen. Und wann immer man wieder einem Dreckklumpen begegnet damit reinigen. So zum Beispiel auch das Gegenstück der Schleifdrähte, die Kohleplatte. Die lässt sich leider nur schwer ausbauen. Sie ist fest geklebt. Um sie nicht komplett zu zerstören, lassen wir sie besser drin, und säubern nur die Kontaktfläche mit einem Wattestäbchen. Die beiden Messingfahnen nun ein bisschen nach aussen biegen, damit sie wieder mit leichtem Druck an der Kohleplatte anliegen, und somit in Zukunft besser Kontakt haben.

Drosselklappe 3Nun gehts an die Magnetventile. Die sind jeweils mit zwei versenkten 6-kant Schrauben befestigt. Selbst wer einen passenden Schlüsselsatz zu Hause hat, wird sich die Zähne ausbeißen. Diese Schrauben sitzen nicht nur bombenfest, sondern sind 5,2 Zoll groß. Da hat sich Pierburg eine ganz schöne Schweinerei einfallen lassen. Wie dem auch sei, ich habe einfach mit einem dünnen 2mm Bohrer zwei Löcher in die Köpfe gebohrt, und sie dann mit der Spitzzange heraus gedreht. Später habe ich sie durch passende Torxschrauben ersetzt.

Das runde Ding rechts unten im Bild ist das Wichtigste. Das ist die Dichtung des Ventils. Sie besteht aus einem dünnen Silikonplättchen. Es lässt sich mit einer Pinzette leicht aus dem Loch des Blechzylinders raushebeln. Säubern (Bis sie wieder schön weiss ist) und verkehrt herum wieder einbauen. Denn auf der anderen Seite ist die Dichtung noch schön plan, und hat keine Riefen von dem Plastiknippel unten im Gehäuse. Zum Schluss vielleicht noch die Federspannung überprüfen.

Drosselklappe 4Außen am Gehäuse sind noch je links und rechts zwei Schlauchstutzen. An der Flanke befindest sich ein kleines Gewinde im Plastik. Dort mit ein paar Umdrehungen (nicht zuviel) eine passende Schraube eindrehen, und am Kopf ziehen. Nun hat man den Deckel entfernt. In einem der beiden Stutzen findet man ein Silikonplättchen und eine Feder. Das ist ein Rückschlagventil. Alles wieder schön von Dreck und Ablagerungen befreien.

Jetzt wo man alle Bauteile entfernt hat, bietet es sich an, das komplette Gehäuse mit Spiritus und einer alten Zahnbürste zu reinigen. Bitte nicht die 2 kleinen Löcher am Magnetventilboden vergessen. Die verstopfen gerne!

Jetzt drücken wir die Abdeckungen der beiden Schlauchstutzen mit viel Kraft wieder an ihren Bestimmungsort. Natürlich ohne Schraube, denn die dient nur der Demontage. Die Silikondichtung am besten wieder verkehrt herum in das Loch legen.

Drosselklappe 5Magnetventile wieder hineinschieben, festschrauben und wieder anlöten. Ich empfehle sowieso alle Kontakte (auch die 3 der Kohleplatte) noch einmal nachzulöten. Alles Andere in verkehrter Reihenfolge wieder zusammen setzen. Bewegliche Teile (ausser den Magnetventilen) sparsam fetten, bis sie wieder leichtgängig sind.

Zum Schluss noch die Gummiglocke in dem runden Blechdeckel vorsichtig heraus ziehen, und auf Brüche oder Beschädigungen überprüfen, ggf. säubern. Dann Blechdeckel wieder aufsetzen und am besten an einem Schraubstock mit Gefühl wieder festpressen. Merke: Nach „fest“ kommt „ab“!! :o)

Am Boden die eckige Gummidichtung wieder einsetzen (auf mittigen Sitz achten!) und den eckigen Blechdeckel aufsetzen. Hier muss eigentlich nichts gebogen oder gepresst werden, wenn man bei der Demontage vorsichtig war. Mit etwas Druck sollte der Deckel eigentlich von alleine wieder einschnappen. Aber genau diese Dichtung ist das Problem. Man sollte zum Abschluss aussen am Gehäuse noch mit Silikon oder einfach nur Klebstoff rundherum abdichten. Sonst können die Einzelnen Kammern keinen Unterdruck aufbauen. So… fertig.

Jetzt kannst du das Teil wieder am Vergaser montieren. Mein Tipp: Die Steckkontakte auf beiden Seiten noch schön mit WD40 (oder ähnlichem) einsprühen. Das beseitigt eine weitere Fehlerquelle, allgemein bekannt als böser „Wackelkontakt“.

Probefahrt machen, und sich freuen 206 € gespart zu haben. :o)



Haftungsausschluss: Ich übernehme keinerlei Verantwortung für auftretende Schäden oder Folgeschäden bei der Anwendung und Nutzung meiner Anleitungen. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Außerdem obliegt jedem Leser die Prüfung der rechtlichen Zulassung in seinem Land, das gilt insbesondere für TÜV-Freigaben von baulichen Veränderungen an Fahrzeugen und Einbau von Zubehör. Meine Artikel sind nichts weiter als eine Art Machbarkeitsstudie zu verstehen. Jeder Leser hat vorher selbst die Durchführbarkeit zu überprüfen.



17 Kommentare

1.  Kirsche schrieb am 04. März 2008 um 20:13

Die Beschreibung ist sehr gut.
Hab das Teil komplett zerlegt, weil mein Golf 2 Automatik immer auf und ab tourt.
Ich hab die beiden Magnetventile überprüft. Die sind OK!
Bei ist aber in der großen Manschette ein Riß!
und das wird wohl der Fehler sein.
Vielleicht kann mir ja irgendeiner helfen was ich jetzt machen soll. Weil diese Manschette wird es nicht einzeln geben.

2.  Schrauberlehrling schrieb am 14. Dezember 2008 um 11:43

Auf die Manschette kann man (wenn sie aus Gummi ist) ein dünnes Stück Gummi, oder einen Fahrradflicken aufvulkanisieren (nicht kleben!).

Ich stell mich allerdings zu blöd an, den vorderen Deckel zu entfernen. Kannst Du dazu bitte ein Bild einsellen?

3.  RObert schrieb am 17. Juli 2009 um 21:20

Super Beschriebung. Ich denke, ich werde das mal an einem Schrotteil üben, denn jetzt habe ich mir gerade einen überholten bestellt.

4.  Jey Jey schrieb am 08. Juli 2010 um 22:40

Ich freue mich, dass man im Internet eine so gute Do It Yourself Anlteitung gibt. Klasse.

Leider kriege ich nicht den Runden Blechdeckel an der Glocke aufgebogen. Habe es mit Kombizange und Schraubenzieher probiert. Allerdings wird dadurch die Kunststoffglocke angekratzt und wirklich biegen lässt sich das Metall auch leider nicht.

Wäre schön wenn mir wer einen Tipp geben könnte, womit man die sauber aufbekommt, ohne hinterher noch die Anschlüsse zu beschädigen.

Kann man eigentlich nicht auch den oben Blechdeckel öffnen und alles mit Spiritus durchspülen. Danach in der Sonne richtig trocknen lassen und noch etwas Caramba-Spray hinein sprühen.
Ich bedanke mich im Voraus für die Hilfe.

Gruß an alle Vergaser-Freunde

5.  Nico schrieb am 09. Juli 2010 um 16:48

Danke 😀
Ja, der blöde Blechdeckel braucht viel Gewalt, Kratzer am Gehäuse machen aber nichts, da ja die Abdichtung über die Membran darunter geschieht. Wenn du ganz sicher gehen willst, kannst du ja nach dem Zubiegen dick Kleber oder Silikon drüber schmieren. Ein Patentrezept dazu habe ich jetzt auch nicht, einfach mit viel Geduld und viel Kraft. Klar kannst du auch nur erst mal hinten am Deckel reinigen, vielleicht ist dein Drosselklappenproblem dann ja auch schon gelöst. Die Anleitung widmet sich halt beiden Seiten, je nachdem wo ein Fehler vorliegt. Sag mal, obs für dich geklappt hat. Greetz

6.  Simon schrieb am 03. September 2010 um 14:16

Hallo, ich habe ein AUDI 80 und meiner Drosselklappenansteller war auch defect. Ich habe versucht der Teil zu reparieren, aber dass ist niet gelungen. Dann habe ich weiter gesucht auf dieInternet und ich hatte einer uberholte Drosselklappenansteller gefunden. Das war die Lösung.

7.  Nico schrieb am 03. September 2010 um 16:59

Hm… Dann sind deine Bastlerfähigkeiten deinen Deutschkenntnissen wohl ähnlich 😉 Aber freut mich, dass nun alles wieder bei dir läuft.

8.  Daniel schrieb am 13. Oktober 2010 um 21:14

Hallo, danke für deine Reparaturerfahrung. Die Schrauben der Magnetventile lassen sich auch mit einer langen 5,5 mm Stecknuss lösen, z.B. http://www.hazet.de/produkte/online-katalog/artikel/steckschluessel-handbetaetigt/4kant-antrieb-6314/4000896037667/ , (vrgleichbares Teil von Kraftwerk kostet 3,50 € + MwSt).
Eine geeignete Zange zum Aufbiegen des Falzes der Metalldose habe ich noch nicht gefunden. Hast du ein Bild von der Tiffanyzange oder einen passenden Link?
Gruß, Daniel.

9.  Daniel schrieb am 06. November 2010 um 18:27

Inzwischen habe ich meinen Drosselklappensteller erfolgreich repariert. Ich habe mir zum Aufbiegen des Falzes die genannte Zange besorgt. Sie nennt sich Flachkröselzange. Im Gegensatz zu einer Kombizange ist eine Seite der Backen schrägt. Somit berühren sich nur die Spitzen und die Zange rutscht nicht so leicht ab. Nachdem der Falz an einer Stelle ein wenig hochgebogen war, ließ sich der gesamte Falz schrittweise sehr leicht unter Verwendung eines Papageienschnabels aufbiegen. Man braucht ihn normalerweise zum Abknabbern von Fliesen.
Als ich nun auch die schwierige Seite des Drosselklappenstellers geöffnet hatte, stellte ich einen kleinen Riss in der Membran fest. Ich habe mit Hilfe eines Fahrradschlauchflicksets den Riss auf der Außenseite der Membran abgedeckt. Der Luftdruck drückt den Flicken somit auf den Riss. Es hält nun seit gut zwei Wochen und hoffentlich das restliche Leben meines Golfs.

10.  Mabel Kuper schrieb am 05. Februar 2011 um 13:09

Abgesehen davon, dass der Weblog in der Tat interessante Artikel bereit hält, würde ich gern noch was anderes wissen. Habt Ihr irgendjemand beauftragt, den Blog für Suchmaschinen zu optimieren? Macht Ihr irgendwelche Maßnahmen zur Suchmaschinenoptimierung? Und wenn ja, welche? Sind Eure backlinks alle mit der Zeit von selbst gekommen oder macht Ihr da was aktiv in der Richtung?

11.  Nico schrieb am 06. Februar 2011 um 08:04

Sers! Also erst mal „wir“ wäre übertrieben. Ich bin eine one-man-show und mache das als hobby und natürlich ohne die Absicht groß Geld damit zuverdienen. Folglich habe ich auch eigentlich keinerlei Ambitionen die Seite in den Suchmaschinen zu pushen. Bei der Erstellung der Seite habe ich allerdings die ganz normalen Maßnahmen ergriffen, um die Seite bekannt zu machen: Bei den Suchmaschinen angemeldet, eine robots.txt und sitemap.xml angelegt und die Links zu den Artikeln mit Schlagwörtern versehen. Mehr nicht. Ich seh halt, dass der Googlebot alle 2 Wochen mal nach dem Rechten sieht. Bin ich wohl in Google gut vertreten? Muss ich gleich mal gucken gehen 🙂

12.  Andy schrieb am 19. September 2011 um 21:44

Hallo, kann mir jemand einen tip geben bei welchen der beiden schlauchstutzen die feder mit silikonplätchen reinkommt. Und dann habe ich noch wie so ein kleines plasteröchen aus irgend einer seite rosgeholt , gehört das zu der feder und dem silikonplätchen. Danke im vorraus , bin ja gespannt ab so eine reinigung so viel bewirkt . 😯

13.  Nico schrieb am 19. September 2011 um 22:29

Servus. Ich kanns leider nimmer nachvollziehen, weil ich den Golf schon lange lange nicht mehr habe. Dementsprechend alt ist auch die Anleitung. Du hättest dir das beim Auseinandernehmen besser anschauen sollen. Feder und Silikomplättchen gehören jedenfalls zusammenn, das ist das Rückschlagventil. Auf welcher Seite kann ich dir leider auch nicht sagen. Ich meine aber, dass es eh nur an einer Seite passt. Solltest du es auf der falschen Seite einbauen, wird das definitiv eine falsche Regelung des Motors hervorrufen. Ich vermag mir nicht auszudenken, was dann passiert. Viel Glück.

14.  Herbert Bißbort schrieb am 12. Juli 2012 um 15:54

Betr.: Drosselklappenansteller reparieren.
Hochachtung dem Autor. Eine solche Arbeit zu verfassen,
mit vorzüglicher Sachkenntnis, Geduld und Detailkenntnis
ist bewundernswert. Danke hbissbort

15.  Nico schrieb am 12. Juli 2012 um 18:57

Dankeschön! 🙂

16.  PETER schrieb am 20. März 2016 um 23:52

http://www.ruddies-berlin.de/serv2ee.htm
SERVICEANLEITUNG UND MEHR BILDER ZUM DKA
super anleitung 😎

17.  Ecki schrieb am 12. Januar 2022 um 23:16

Danke für die Beschreibung, hat super funktioniert. Den runden Deckel hab ich nicht geöffnet, da die Membran noch OK war. Die Schrauben mit gingen mit einer schlank geschliffenen 5,5 mm Stecknuss super raus. Die Eckige Gummidichtung war aber nicht mehr dicht, so dass ich ein Stück Fahrradschlauch zwischen Dichtung und Deckel gelegt habe, um den Druck auf die Passung zu erhöhen. Spannt, aber ist dicht.

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